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1955 eröffnete die IG Metall das Jugenderholungs- und Bildungsheim Schliersee. Es sollte „ein Haus zur Erholung von schwerer Arbeit“¹ für junge Werktätige sein. Inhaltliche, politische Lehrgänge fanden daher vor allem in den Frühjahrs- und Herbstmonaten statt, die für Freizeitmaßnahmen weniger attraktiv waren. Ziel der Bildungsangebote war es, die Jugend – in klarer Abgrenzung zur Zeit des Nationalsozialismus – in demokratischem Geiste mit dem Ziel der Verständigung zwischen den Völkern zu schulen.

Ab Ende der 1960 Jahre wandelten sich das Bildungsverständnis und die Bildungspraxis der IG Metall. Beispielsweise wurde das zweiwöchige Seminar „Politische Jugendarbeit“ eingeführt, eine Kombination aus einer Seminar- und einer Urlaubswoche. Zudem unterrichteten nun nicht mehr täglich wechselnde Referent*innen, sondern ein konstantes Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen.

Mit der Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes 1972 stieg die Zahl an JugendvertreterInnen in der Metallwirtschaft, die Bedeutung der Jugendvertretungen und der Bedarf an Seminaren nahmen zu. Neue Seminarkonzepte, etwa die Arbeit in Arbeitsgruppen und selbstständiges, emanzipatorisches Lernen anstelle von Frontalunterricht erforderten auch eine bauliche Umgestaltung. 1974/75 erfolgte ein Anbau im Bettenhaus, der die Zimmerzahl verdoppelte und jetzt eine Unterbringung in Vierbett-Zimmern ermöglichte.

1987 wurde erstmals ein eigener pädagogischer Mitarbeiter in Schliersee angestellt. Dessen Aufgabengebiet erstreckte sich von der Durchführung der zentralen Seminare über die Betreuung der regionalen Seminareinheit bis zum Aufbau eines Pools von ehrenamtlichen Referent/-innen. Neben betriebspolitischen Angeboten waren internationale Seminare und Kulturarbeit Schwerpunkte am Schliersee. Spätestens jetzt war aus dem Jugenderholungsheim ein Bildungszentrum geworden.

Mitte der 1990er Jahre entschied sich die IG Metall, nicht zuletzt auf Druck ihrer Jugendorganisation, das Haus nicht zu schließen sondern grundlegend umzugestalten, zu erweitern und an aktuellen Bedürfnissen auszurichten. Seit der Wiedereröffnung im Jahr 2000 können zwei Seminare parallel unter optimalen Bedingungen durchgeführt werden. Mittlerweile arbeiten hier neben der Leitung des Bildungszentrums drei festangestellte Bildungsreferent*innen.

Die Jugendbildung in Schliersee und Sprockhövel umfasst bis heute gewerkschaftspolitische sowie aufgabenbezogene Seminare. Insbesondere das Angebot an JAV-Seminaren, etwa zur Tarifpolitik oder zur Rolle als JAV-Vorsitzende, wurde in den letzten Jahren ausgeweitet, ohne die klassische gewerkschaftspolitische Jugendbildungsarbeit einzuschränken.

Mehr zur Jugendbildungsarbeit in Schliersee findest du hier. Die Festschrift zum 60-jährigen Bestehen des Bildungszentrums, aus der die folgenden Texte stammen, kannst du natürlich auch per Mail bei uns bestellen.

– Schlaglichter, Einblicke und Fundstücke aus der Geschichte des Jugendbildungszentrums

– Ein Bild und seine Geschichte: Anekdoten, Einschätzungen und Erinnerungen aus 6 Jahrzehnten

– Wissen ist Macht“: Round-Table-Gespräch mit Wegbegleiter*innen der IGM-Jugendbildungsarbeit

– Bilder der Jubiläumsfeier 60 Jahre JBZ Schliersee (auf Instagram)